Abschnitt 1

Ass2001D-Ab1-24-MedIm Abschnitt 1 wurden weiter parthische und spätneuassyrische Schichten gegraben. Bei den parthischen Resten handelt es sich - wie während der letzten Kampagne - hauptsächlich um Bestattungen.

Im zentralen Bereich des Grabungsabschnittes sind Reste des 1990 freigelegten parthischen Grabbaus abgetragen worden. Unter den tiefer liegenden Mauerresten im Hof eines neuassyrischen Hauses befanden sich zwei Basen, auf denen offensichtlich Pfeiler oder Säulen standen. Sie flankierten den Eingang zu einem bereits früher freigelegten Hauptraum und dürften einen Dach getragen haben – ein seltenes Detail assyrischer Privatarchitektur.

Eine 10 x 10 m große Erweiterung östlich dieses Raumes sollte über die Ausdehnung des Hauses Auskunft geben, in dem 1990 und 2000 Teile eines neuassyrischen Tontafelarchivs zutage kamen (Hecker, MDOG 123; Radner, MDOG 132). Dieses wurde als Privatarchiv des Unternehmers Duri-Aššur identifiziert. In den anliegenden Räumlichkeiten kamen allerdings keine neuen Dokumente ans Licht. Die spätneuassyrischen Reste sind hier durch parthische Steinfundamente stark beschädigt worden, die über sie hinweggehen.

Der Abschnitt wurde zugleich um 20 m nach Norden erweitert. Eine Sackgasse sichert hier den Zugang zur südlich ausgegrabenen Häusergruppe. 7 m weiter nördlich mündet sie in die vom Tabira-Tor nach Südosten verlaufende Straße, einer der Hauptverkehrsadern der Stadt. Sie wurde auch durch den alten „Suchgraben 9I“ von Walter Andrae durchschnitten. Westlich der Gasse lag ein großes Zimmer, dessen zwei Türen mit Schwellen aus großen Kalksteinplatten ausgestattet waren. An den südwestlichen Laibungen beider Türöffnungen befanden sich mit profilierten Abdeckplatten geschützte Türangelsteine. Das Gebäude erstreckt sich weiter nach Westen.

Ass2001D-1522-MedAuf der Nordseite der Hauptstraße wurden 4 Räume freigelegt. Drei von Ihnen waren direkt von der Straße erreichbar. Der nordwestliche Raum zeigte Spuren wirtschaftlicher Aktivitäten (ein Tannur weist auf Versorgungsfunktionen hin), in dem südöstlichen kam eine größere Anzahl von Keramikgefäßen ans Licht und in der Mitte der ausgegrabenen Straßenfront befand sich schließlich eine kleine Einzelkammer, die man sich als einen kleinen gewerblich genutzten Raum vorstellen kann.

Ass2001D-1764-A-MedIn verschiedenen Räumen und an den Straßen des Wohnquartiers gibt es viele Spuren organisatorischer Veränderungen, die in verschiedenen Nutzungsphasen durchgeführt worden sind. So wurden zum Beispiel die Eingänge von der Sackgasse zu den südlich gelegenen Häusern blockiert, was mit weiteren Umbaumaßnahmen in den südlich gelegenen Gebäuden in Verbindung gebracht werden kann. Bereits während der Grabung 2000 ließen sich deutliche Veränderungen des Kommunikationssystems feststellen, die durch Abtrennen bzw. Anschließen von Räumlichkeiten bei benachbarten Häusern verursacht wurden. Besitzübertragungen in dieser Häusergruppe bestätigen hier gefundene Dokumente.

Ass2001D-1000-B-MedEinbauten und Änderungen in den nördlich der Hauptstraße liegenden Räumen sind mit der Endphase der Stadtentwicklung in Verbindung zu bringen; ähnlich Zumauerungen in den jetzt freigelegten Straßenabschnitten. Die Mündung der Gasse sowie der westliche Teil der Hauptstraße waren mit einem Mauerwerk zugesetzt, dessen Ziegelverband sich von dem der früher errichteten assyrischen Gebäude unterscheidet. Diese Blockierungen bedeuten einen tiefen Eingriff in das städtische Kommunikationssystem. Man kann nicht ausschließen, dass diese weitgehende Veränderung nicht mehr mit den üblichen Umgestaltungen und Umbauten einzelner Häuser des Wohnviertels zusammenhängt, sondern bereits nach dem Fall von Assur im Jahr 614 v. Chr. erfolgte, als sich die in der Stadt verbliebene Bevölkerung nach der Katastrophe neu einzurichten versuchte. Dieser Frage soll in der nächsten Kampagne nachgegangen werden.

Ass2001D-834-A-MedDie Kleinfunde waren meistens neuassyrisch. 3 Tontafeln (ein Brief, zwei Darlehenurkunden) ergänzen die 1990/2000 gefundenen Archive. Zu den Schriftfunden zählen 3 Bruchstücke von Amuletten und ein Ostrakon mit einem Rest einer aramäischen Inschrift. Zu den neuassyrischen Objekten gehören ebenfalls vier Rollsiegel sowie eine Perle mit auf zwei Seiten eingravierten Darstellungen, die als ein Stempelsiegel gedient haben könnte. Unter den Knochenfunden verdienen ein Elfenbeinköpfchen und ein fast vollständig erhaltener Kamm die Aufmerksamkeit und unter den Metallfunden ein gut erhaltener Eisendolch mit Resten eines Holzgriffes.

Mit einer südlichen Erweiterung des Abschnittes wurde ein Anschluss an die benachbarten Teile eA9I und eB9I des ehemaligen Suchgrabens von W. Andrae hergestellt (siehe Miglus, WVDOG 93, 256-258).