Abschnitt 2

Die Arbeit im Grabungsabschnitt 2 südlich des ehemaligen „Suchgrabens 8I“ konzentrierte sich auf die weitere Vertiefung im Zentrum der Sondage, wo der Anschluss an die altassyrischen Schichten zu erwarten war, und auf die Freilegung des im Norden im Jahr 2000 angeschnittenen Gebäudes mit einem großen, mit gebrannten Ziegeln gepflasterten Hof.

Ass2001D-2053-F-MedIm ersten Bereich wurden mühsam starke Lehmziegelmauern zweier mittelassyrischen Bauwerke abgetragen. Ihre Unterkanten wurden noch nicht erreicht. Die Grabungsfläche ist zur Zeit noch zu klein, um die Struktur des Gebäudes richtig zu erkennen, und eine sinnvolle Erforschung dieser Baustrukturen kann erst nach einer Erweiterung des Schnittes nach Süden fortgesetzt werden.

Sehr erfreulich war hingegen die Ausgrabung der nordöstlich des mittelassyrischen Bauwerkes verlaufenden Straße, weil die gut erkennbaren Straßenbelage eine große Menge stratifizierter Keramikmaterial lieferten. Davon darf man sich eine aussagekräftige Keramiksequenz aus dem Übergang von der altassyrischen zur mittelassyrischen Zeit erhoffen. Hier kamen auch beschriftete Keramikbruchstücke zutage – eine Gefäßscherbe mit altassyrischer Inschrift und ein Tonnagelbruchstück mit der Inschrift des Königs Puzur-Aššur III. (16./15. Jh. v. Chr.).

Ass2001D-2281-MedDas Gebäude mit dem Backsteinpflaster im Norden des Abschnitts ist in die spätneuassyrische Zeit zu setzen. Seine aufgehenden Lehmziegelwände waren nur stellenweise erhalten: Meistens blieb nur das Lehmziegelfundament mit einer darauf liegenden Schicht aus kleinen Steinbrocken und sehr vielen Keramikscherben; die Zwischenräume füllte zerflossener Lehm. An den 90 m² großen Hof schließen sich weitere Räume an, von denen der größte im Nordosten lag. Im östlichen Flügel befanden sich zwei kleinere Räume mit relativ viel Keramik; im nördlichen lagen viele Webgewichte aus ungebranntem Ton (ähnliche wurden auch im Grabungsabschnitt 1 gefunden); auf dem Fußboden lag hier außerdem ein Fragment einer neuassyrischen Tontafel.

Einige Räumlichkeiten zeigen Spuren eines Umbaus. Im Nordwesten gehört dazu ein jüngeres Pflaster aus Steinen und gebrannten Ziegeln, von denen einer mit der ekal tapšuhti-Inschrift aus dem Grab des Königs Sanherib (704–681) stammt. Die Veränderungen dürften in die „postassyrische“ Periode gesetzt werden.

 

Ass2001-Ab2-20-MedUmbauspuren finden sich auch an der südöstlich dieses Gebäudes verlaufenden Gasse. In der jüngsten Phase wurde sie durch eine Verstärkungsmauer verengt, die an die Außenmauer des westlichen Hauses angebaut wurde. Im Eckraum des südöstlich anliegenden Hauses wurde eine Bestattung in einem Terrakottasarkophag gefunden. Ein zweiter Sarkophag befand sich in der unmittelbaren Nähe. Beide waren ausgeraubt, nur wenige Knochen haben sich erhalten.

Ass2001D-2222-A-MedAn der Außenkante dieses Bauwerkes lagen im Bereich der Gasse weitere Skelettreste, die kaum als reguläre Bestattungen zu bezeichnen sind. Da manche Knochen Spuren zeigen, die auf eine gewaltsame Tötung mit einer Waffe hindeuten, könnte es sich bei den betreffenden Individuen, um Opfer einer kriegerischen Auseinandersetzung handeln. Diese Reste lassen sich also mit der Belagerung und der anschliessenden Eroberung der Stadt im Jahr 614 v. Chr. in Verbindung bringen.

 

Ass2001-Arbeit-Michael-04-MedDie jüngere, parthische Bauschichet bildet im Osten eine in die Nord-Süd-Richtung verlaufende Steinmauer, die noch vor der Ausgrabung an der Oberfläche sichtbar war; im Nordwesten der Grabungsfläche wurden Oberteile zweier parthischer pithoi  und ein leerer Terrakottasarkophag gefunden.