Abschnitt 3

Ass2001D-1522-MedDie Grabungsfläche wurde in diesem Jahr auf 500 m² vergrößert. Im südlichen Teil waren in der ersten Kampagne zwei parthische Schichten und eine assyrische Schicht freigelegt worden. Jetzt wurde die Dokumentation der spätneuassyrischen Grundrissreste zu Ende geführt. Die tiefer liegenden Schichten ergaben ein sehr differenziertes Bild. Zuerst wurde ein Lehmziegelfußboden angetroffen, der zu einem großen Raum gehört. Unter diesem Pflaster wurde ein auf einer Ziegelplattform errichteter Ofen freigelegt, dessen Wölbung vollständig zusammengebrochen war. Ihre Reste lagen in der Brennkammer vermischt mit aschehaltigem Schutt. Der Ofen war über einen Stampflehmboden errichtet, in den zwei Reihen gebrannter Ziegel eingelassen waren. Die Backsteine tragen Rillen auf der Oberfläche, wodurch sie an die Steingleise in Haupträumen neuassyrischer Paläste erinnern, die als Schienen für fahrbare Herde interpretiert werden. Eine vergleichbare Konstruktion aus Gipssteinsegmenten befand sich in Assur in einem Privathaus in der Nähe des Tabira-Tores (Preußer, WVDOG 54, 49 Taf. 21).

 

Ass2001D-747-MedIm nördlichen Teil befindet sich eine Eintiefung, die bis zu einer Tiefe von ca. 3 m sondiert wurde. Etwa an dieser Stelle müsste die vom Tabira-Tor kommende Hauptstraße verlaufen, die weiter südöstlich im Abschnitt 1 und im alten „Suchgraben 9I“ angeschnitten worden ist. Aus dem Schutt kamen hier unter anderem vier zerbrochene Tonknäufe (sogenannte „Ziqqati“), deren Köpfe  mit schwarzem, bitumenhaltigem Anstrich versehen sind. Vermutlich stammen sie aus einem Palastgebäude, möglicherweise aus dem „Neuen Palast“ des Tukulti-Ninurta I. (1244–1208), aus dem zahlreiche beschriftete Ziegel im Bereich „Assur West“ gefunden wurden.

Ass2001D-Ab3-20-MedIn dem nördlichen Teil des Grabungsabschnittes wurde das in der letzten Kampagne freigelegte spätneuassyrische Haus weiter untersucht. Die assyrische Bebauung setzt sich dort weiter nach Norden und Osten fort, während aus der parthischen Zeit bis auf Bestattungen nur wenig vorhanden ist. Zwei Sarkophage lagen dicht unter der Oberfläche, einer in eine assyrische Lehmziegelmauer beziehungsweise in die Schuttausfüllung eines Raumes eingebettet.

In der assyrischen Bauschicht sind zwei aneinander stoßende Höfe und weiter östlich kleinere Räumlichkeiten, zum Teil mit aneinander angebauten Wänden zu erkennen. Umbauten und die jüngsten Wohnspuren sind wohl – wie im Abschnitt 1 – einer späten Nutzung aus der Zeit nach 614 v. Chr. zuzuschreiben. Die Hausgrundrisse sind noch nicht klar.

 

Andrae-FK-taf32_link_sehrklein