Abschnitt 4

Ass2001D-990-F-MedDer Abschnitt 4 liegt ca. 25 m östlich des Nabû-Tempels und 30 m südlich des Sin- und Šamaš -Tempels, in unmittelbarer Nähe des alten „Suchgrabens 7I“. Hier wurde von Reinhard Dittmann (damals Freie Universität Berlin) ein Tiefschnitt angelegt, der eine möglichst volle Keramiksequenz aus Assur liefern sollte. Sein Projekt wurde in diesem Jahr von C. Schmidt fortgesetzt. Die alte Grabungsfläche wurde außerdem in westlicher Richtung erweitert, wo die obersten parthischen und neuassyrischen Schichten bereits von W. Andrae erforscht worden waren. Damals hatte man auch ein großes mittelassyrisches öffentliches Gebäude teilweise freigelegt. Dessen Untersuchung wurde jetzt fortgesetzt.

Als Resultat wurden fünf Bauhorizonte unterschieden, die vorläufig mit den Nummern I bis V bezeichnet sind. Der Horizont I – parthische Reste – wurde in diesem Bereich bereits von W. Andrae freigelegt. Die Horizonte II – IV wurden später von R. Dittmann angeschnitten.

Horizont II: Die jüngste Schicht bilden Mauernabschnitte ohne einen klaren Zusammenhang. Darunter erstreckt sich eine bis zu 0,5 m starke Scherbenschicht, in der auch Fragmente von Tonnägeln sowie von den sogenannten „Handkonsolen“ gefunden wurden. Eine Inschrift auf einem Keramikbruchstück aus dieser Schicht nennt den König Tukulti-Ninurta I. (1244–1208) und liefert damit einen Datierungshinweis, der durch die Tontafelfunde aus dem westlichen Teil der Grabungsfläche bestätigt ist. Im südwestlichen Teil des Abschnittes kamen mittelassyrische Lehmziegelfundamente zutage, die ein vermutlich neuassyrisches Backsteinpflaster schneiden.

Ass2001D-2276-F-MedAss2001D-Arbeit28-MedHorizont III: In der nächsten Schicht erscheinen starke Steinmauerabschnitte, die ihrer Höhe und ihrem Verlauf nach zusammengehören dürften. Im Norden bricht diese Bauschicht ab. Im Verfallschutt kamen dort ca. 200 Fragmente ungebrannter Tontafeln zutage, die aus der Zeit zwischen Adad-narari I. (1307–1275) und Tukulti-Ninurta I. (1244–1208) sowie aus dem beginnenden 12. Jahrhundert v. Chr. stammen. Sie gehören zu Archiven eines öffentlichen Gebäudes, das vermutlich als Sitz einer Palastverwaltung gedient hat (Miglus, WVDOG 93, 147–151). Teile dieser Archive aus den ersten deutschen Ausgrabungen in Assur, befinden sich jetzt in den Museen in Berlin und Istanbul (Pedersén, Archives II, Nr. M 7).

Horizont IV: In dem tiefer gelegenen Bauhorizont starke Lehmziegelmauern zutage, die zu einem großen altassyrischen Bauwerk gehören müssen. Auf ihrer Westflanke verlief offensichtlich eine Straße mit einem Kanal. Die Straßenbeläge über dem Kanal mit Anteilen an „Nuzi-Ware“ und mittelassyrischer Standardware zeigen, dass sie noch in der hurritischen beziehungsweise mittelassyrischen Zeit lange benutzt wurde.

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Horizont V: Im östlichen Teil der Grabungsfläche brachte die Arbeit am alten Tiefschnitt von 1989 eine neue Bauschicht mit einer 2,5 m mächtigen Lehmziegelmauer zutage. Die Keramik deutet dort auf das ausgehende 3. Jahrtausend v. Chr. hin.

 

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