Abschnitt 5

Gegenüber der Ziqqurrat wurde auf dem modernen Friedhof ein neuer Abschnitt geöffnet, der am Ende der Grabungskampagne 500 m² umfasste. Er wurde als eine von Norden nach Süden verlaufende Sondage zwischen dem alten „Suchgraben 6III“ und der neuen irakischen Grabungsfläche auf dem Osthang des Hügels angelegt. Dieses Gebiet bildet den eigentlichen Siedlungskern des Fundortes und nur an dieser Stelle befinden sich noch starke und intakte Schichten aus dem 3. Jahrtausend v. Chr.

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Die Sondagen sind jetzt zwischen 1,0 und 1,8 m tief. In der obersten Schicht befinden sich überall moderne islamische Gräber (19 .–20. Jahrhundert n. Chr.). Es sind 1–2 m tiefe, Ost-West ausgerichtete Schachtgräber, in denen die Leichen ausgestreckt auf der rechten Seite mit dem Gesicht nach Süden liegen. Von der Nordseite sind sie normalerweise mit schräg gelegten Steinplatten abgedeckt, die sich mit ihrer Oberkante an die Südwand des Grabschachtes stützen. Die tiefer liegenden islamischen und parthischen Befunde sind durch die Grabgruben an vielen Stellen stark gestört.

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Ass2001D-1210-MedUnter dem modernen Friedhof gab es geringe Spuren einer mittelalterlichen islamischen Besiedlung – einige Mauerreste und Keramik – in einer Höhe mit parthischen Mauern. Parthische Baureste liegen in drei Schichten in einer Tiefe von 1,0–1,7 m, wobei sie am nördlichen Abhang fast an die Hügeloberfläche kommen. In allen Schichten handelt es sich hauptsächlich um 0,60-0,80 m starke Fundamente aus Steinen, Kieseln, gebrannten Ziegeln und Ziegelbruch sowie Keramik (zwei Lagen größerer Steine an den Mauerkanten mit einer Füllung aus kleineren Bruchstücken im Kern). An manchen Stellen ist eine Nutzung von Gipsmörtel bezeugt, mit dem einige Steinsockel verputzt waren. Die Lehmziegelmauern haben sich nur stellenweise erhalten und die Ziegelformate sind nicht zu erkennen.

Ass2001D-Ab5-14-MedDie Mauerfluchten weichen geringfügig von den Kardinalpunkten ab. Sie gehören vermutlich zu vier verschiedenen Grundrissen mit insgesamt 20 Räumen, die sich noch nicht ergänzen lassen. Allerdings lassen sich Grundstücksgrenzen erkennen, wo die Räumlichkeiten Mauer gegen Mauer aneinander anstoßen. Bei den Gebäuden handelt es sich generell um eine kleinräumige Bebauung mit Raumbreiten zwischen 2,5 und 4,0 m, die an die Bebauung über dem Ištar-Komplex erinnert (Andrae / Lenzen, WVDOG 57, Taf. 3; Miglus, WVDOG 93, 129–133 Pläne 19–21. 115).

 

Ass2001D-2056-B1-MedAss2001D-2369-A-MedIn einigen Räumen wurde  viel Keramik gefunden: Flaschen, Krüge, Becher, Gefäßständer, die zum Teil vollständig ans Licht kamen.  In einem der nördlichen Räume lag ein kleiner Kalksteinaltar. Er ist  mit ähnlichen Objekten zu vergleichen, die bereits bei der ersten deutschen Grabung in den parthischen Wohnhäusern gefunden wurden (siehe dazu die Altäre in: Andrae / Lenzen, WVDOG 57, Taf. 36, abgebildet sind). An einigen Stellen lagen zerstreute Bronzemünzen (in einem Fall 6 zusammenkorrodierte Exemplere). Es handelt sich dabei meistens um provinzialrömische „SC-Münzen“ (vgl. Heidemann in: Miglus, WVDOG 93, 355 f.).

 

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