(Carmen Gütschow)
In Bakr Awa kamen während der Grabungskampagnen 2010 und 2011 mehrere Glas- und Metallfunde zutage; die Glasobjekte stammten alle aus dem islamischen Horizont, während die Metallartefakte vorwiegend zu Grabinventaren der altorientalischen Zeit gehörten.
Metallfunde
Die Metallobjekte waren meistens Kupferlegierungen, bedeckt mit starken Krusten verschiedener Korrosionsausbildung. Die Objekte wirkten solide, jedoch kann die Stabilität des Kerns bei solchen Funden grundsätzlich erst während der Freilegung beurteilt werden. Haften die Konglomeratkrusten besonders gut, deutet dies häufig auf einen stark durchmineralisierten Gegenstand. Erfahrungsgemäß sind Metallfunde aus Grabungen des Vorderen Orients durch die lange Bodenlagerung von Korrosionsprozessen meist völlig in Korrosionsprodukte umgewandelt, nur selten ist noch ein Metallkern vorhanden.
Bei den Metallfunden aus Bakr Awa wurden zuerst lockere Anhaftungen wie Erdmaterial mit Pinsel und Skalpell entfernt. Dadurch ließen sich ihre Korrosion und Stabilität besser einschätzen. Um die geeignetste Freilegungsmethode zu finden, wurden einige Testversuche durchgeführt. Überwiegend, weil die Korrosionskrusten für die Anwendung des Skalpells zu hart waren bzw. die Gefahr bestand, dass das Objekt dem mechanischen Druck nicht standhalten würde, wurde für die Freilegung der Ultraschallfeinmeißel genutzt. Dieses Verfahren, bei dem die Kruste mit Hilfe von Ultraschallwellen durch Vibration zertrümmert wird, birgt immer das Risiko, dass gegebenenfalls die instabile Oberfläche des Objektes zerstört werden kann. Die Reinigung der Bakr Awa-Funde verlief jedoch gut, die Kruste platzte auf der Ebene der Patina ab, wodurch die Oberfläche mit ihren Herstellungs- und Gebrauchsspuren sauber freigelegt werden konnte.
Um weiteren Korrosionsprozessen an Kupfer und dessen Legierungen Einhalt zu gebieten, wurden die Objekte mit dem in Ethanol gelösten Korrosionsinhibitor Benzotriazol (BTA) eingelegt. Anschließend, nach guter Trocknung und Entfernung der Überschüsse des BTA, in Form weißer feiner Kristalle auf der Oberfläche zu erkennen, wurde das Objekt mit einem dünnen Film aus mikrokristallinem Wachs überzogen. Hierfür wurde das Wachs Cosmoloid H80 in Benzin zu einer Paste gelöst und mit dem Pinsel auf das mit einem Föhn erwärmte Metall appliziert. Der Überschuss wurde mit einem Tuch abgenommen.
Der Dolch BA1108/166 hatte eine sehr starke Konglomeratkruste aus Sediment und Korrosionsprodukten. Auch Reste hölzerner Griffplatten waren noch deutlich zu erkennen.
Die Lanzenspitze BA2084/2 zeigte eine dünne und gleichmäßige Korrosionskruste. Die freigelegte Oberfläche zeigte eine relativ gleichmäßige rot-braune Oxidschicht und wirkte ebenso wie die etwas gewellten Ränder leicht uneben. Diese Merkmale deuten auf das Schmieden als Herstellungstechnik hin.
Die Silbernadel BA1108/5 zeigte das typische Erscheinungsbild einer Silberchloridkorrosion. Die Oberfläche war mit weichem, grauem Überzug, dem Hornsilber, bedeckt. Diese wachsartige Schicht ließ sich mit dem Skalpell leicht reduzieren. Da die Oberfläche der Nadel schwer zu finden und die Korrosion ungleichmäßig war, gestaltete sich die weitere Restaurierung jedoch als schwierig. Die Konservierung erfolgte, ebenso wie bei den Bronzen, mit einer BTA-Behandlung und einem schützenden Wachsüberzug.
Glasfunde
Den größten Anteil an Glasfunden bilden in Bakr Awa Fragmente von Ringen sowie Scherben von Gefäßen. Lediglich zwei Objekte ließen sich im Museum in Sulaimaniya vervollständigen: der Reif BA2025/2c und die Flasche BA2116/13. Glasobjekte sind allgemein sehr zerstörungsanfällig; vor allem das Regenwasser und die Schneeschmelze haben den Zustand der Glasfunde, die zumeist aus den oberen Schichten in Bakr Awa stammen, beeinflusst.
Der Glasring BA2025/002c war in vier Fragmente zerbrochen, aber in relativ gutem und stabilem Zustand. Nur die Oberfläche zeigte sich durch die Glaskorrosion leicht irisiert, die Transparenz des Glases war jedoch noch gut erkennbar. Hier war nur eine leichte Reinigung von Lehmresten nötig, diese geschah mit Ethanol und einem Holzstäbchen. Anschließend wurden die Fragmente mit einer dünnen Lösung Mowital B30H (PVB) bestrichen, um die Oberfläche vor weiterer Korrosion durch Feuchtigkeit zu schützen. Abschließend wurden die Fragmente wieder zusammengefügt, ebenfalls mit Mowital B30H..
Die kleine Glasflasche BA2116/13 wurde während der Kampagne 2011 völlig zerscherbt und mit Erde verschmutzt geborgen. Ihre Oberfläche war bereits flächig mit Korrosion bedeckt, sonst war die Glassubstanz aber noch gut und stabil erhalten. Das Glas wurde in Ethanol gewaschen und mit Polyvinylbutyral (Mowital B 30 H) aufbauend geklebt. Während des Reinigens mit Ethanol war für einen Moment aufgrund der Lichtbrechung die ursprüngliche Glasfarbe zu erkennen: ein transparentes Glas mit einem leichten Grünstich. Infolge der Korrosion erscheint es nun jedoch opak und Perlmutt-schimmernd.