Anfänge

Die Ruine von Assur (Qalat Sherqat) wurde 1821 von Claudius J. Rich beschrieben. Die ersten, relativ erfolglosen Ausgrabungen leitete hier 1840 William F. Ainsworth. Dann erschienen in Assur Henry Layard und Hormuzd Rassam, die zwischen 1847 und 1853 an einigen Stellen ihre Sondagen und Tunnels anlegten. Eine umfassende Ausgrabung des Fundorts wurde allerdings erst am Anfang des 20. Jahrhunderts von der Expedition der Deutschen Orient-Gesellschaft durchgeführt.

Die große Ausgrabung der Deutschen Orient-Gesellschaft

Die Arbeiten der deutschen Expedition hatte im Jahr 1903 der Ausgräber von Babylon Robert Koldewey  inizijert, der nach einer kurzen Zeit die Grabungsleitung Walter Andrae übergab. Dieser forschte in Assur ununterbrochen bis 1914. Seine Ausgrabungen waren sehr erfolgreich. Es wurden Heiligtümer, Paläste und Befestigungen freigelegt und dokumentiert. Mit mehreren Suchgräbern wurden Privathäuser und Gräber im dicht besiedelten Wohngebiet  angeschnitten. In den obersten Schichten kamen parthische und neuassyrische Siedlungsschichten ans Licht; in  Tiefsondagen erforschte man auch Tempel- und Stadtreste aus dem 2. und 3. Jahrtausend v. Chr. Zahlreiche Funde aus dieser Grabung - Keramik und Haushaltsgeräte, Waffen und Schmuck, Bauelemente und Gründungsurkunden, private und öffentliche Tontafelarchive - bereicherten die Sammlungen der Museen in Berlin, Istanbul und London. Das bereits während der Ausgrabung begonnene Publikationsprogramm wird bis heute von der Deutschen Orient-Gesellschaft fortgesetzt.

Irakische Ausgrabungen

In den 70er und 80er Jahren wurden die Ausgrabungen in Assur durch den irakischen Antikendienst aufgenommen. An verschiedenen Stellen des Stadtgebietes hat man hauptsächlich Privathäuser aus parthischer sowie neu- und mittelassyrischer Zeit freigelegt. Nach dem Golfkrieg wurden die Arbeiten vorübergehend unterbrochen. Erst seit 1998 sind irakische Archäologen in Assur wieder tätig. Außer neuassyrischen Häusern und parthischen Grabbauten in der Stadtmitte wurde an der Ostseite des zentralen Hügels, auf dem sich heute ein moderner Friedhof befindet, ein bisher unbekanntes spätneuassyrisches Palastgebäude angeschnitten.

Neue Ausgrabungen

Die deutschen Ausgrabungen wurden 1988-89 von Reinhard Dittmann (Freie Universität  Berlin) wieder aufgenommen, der eine Tiefsondage östlich des Ištar-Tempels anlegte. In den Jahren 1989 und 1990 hat in Assur Barthel Hrouda (Universität München) gegraben. Der Hügel wurde damals im westlichen Bereich mit Hilfe magnetischer Prospektion erforscht. Die anschließenden Ausgrabungen mussten jedoch nach dem Ausbruch des zweiten Golfkrieges unterbrochen werden.

Die Grabungstätigkeit  wurde erst im Frühjahr 2000 und im Herbst 2001 im Rahmen eines von der DFG finanzierten Projektes als gemeinsames Vorhaben der Universität Halle, der Deutschen Orient-Gesellschaft und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften fortgesetzt. Die in den späten 80er Jahren angefangenen Sondagen im westlichen Stadtgebiet  und östlich des Ištar-Tempels wurden  erweitert. Darüber hinaus findet sich ein weiterer Grabungsbereich auf dem zentralen Hügel (“Gräberhügel”), wo Siedlungsschichten vom  ausgehenden 3. Jahrtausend v. Chr. bis zum  islamischen Mittelalter erforscht  werden sollen. Die Grabung wird von Peter A. Miglus (Universität Heidelberg) geleitet.

 

 

Assur-Plan13

Assur nach der Ausgrabung von W. Andrae 1903-1914.