Spätneuassyrisches Wohnviertel in der Stadtmitte

 

Die Ausgrabung der spätneuassyrischen Wohnbebauung in der Stadtmitte wurde südlich der im letzten Grabungsbericht als „Nordost-„ und „Südwestgebäude“ bezeichneten Häuser fortgesetzt (siehe den Bericht von Hafidt al-Hayani in MDOG 132). Dort erstreckt sich unter anderem auf einer Fläche von ca. 435 qm ein Privathaus, das dem typischen neuassyrischen Grundrissschema folgt. Der Zugang führt von der südwestlich verlaufenden Gasse über einen kleinen Eingangsraum zu einem mit Steinplatten gepflasterten Vorderhof, dessen Westseite durch eine parthische Gruft vollständig zerstört wurde. Eine fast 2 m breite Tür mit einer Steinschwelle führt zum 11,7 x 4,0 m großen Empfangsraum.

Im Südosten befindet sich ein kleiner, mit Kieseln gepflasterter Hinterhof mit einer Nebenwohnung (Wohnzimmer mit einem Nebenzimmer und einem Bad). Wie allgemein in den neassyrischen Wohngebäuden üblich verbergen sich auch in diesem Fall die wichtigsten Wohnräume hinter dem Empfangsraum. Sie gruppieren sich um einen Innenhof und bilden zwei einander gegenüberliegende Wohnungen mit jeweils einem großen Zimmer sowie zwei kleineren Nebenräumen, von denen der in der Südwohnung als Bad identifiziert werden konnte. Der Innenhof wurde durch ein Abflussloch in einer großen, in das Ziegelpflaster eingelassen Terrakottaplatte entwässert. Auch die sonstigen Räume des Innenbereiches sind mit Backsteinen ausgelegt, von denen allerdings stellenweise nur noch Spuren übrig geblieben sind. Sämtliche Haupttüren besitzen Schwellen aus Steinplatten. Die Türen zu den beiden Wohnzimmern des Innenhauses sind zudem mit paarweise angebrachten Türangelsteinen ausgestattet.

Andere, östlich anliegende Häuser sind kleiner, lassen jedoch die charakteristischen Züge neuassyrischer Architektur erkennen. In einem großen, direkt an das oben beschriebene Haus angrenzenden Saal fand sich ein Tontafelarchiv, das in einer kleinen Nebenkammer in einem Tongefäß deponiert war.

Nur wenige Meter westlich von diesem Raum entfernt befindet sich zwischen den Wohnbauten ein Keramikproduktionsbereich mit Resten zweier Brennöfen. Der südliche Ofen ist stark durch einen parthischen Grabbau zerstört, der nördliche hingegen verhältnismäßig gut erhalten: Er ist rechteckig, 2,50 x 2,55 m groß, und besteht aus zwei übereinanderliegenden Kammern (Feuer- und Brennkammer). Ähnliche Anlagen wurden in Assur bereits früher gefunden. Die Rückwand des Ofens lehnt sich an eine große Lehmziegelterrasse an, die sich auf einer ca. 20 x 20 m großen Fläche erstreckt und Reste von Hausgrundrissen sowie Abschnitte eines Kanalnetzes trägt. Dieses Niveau überragt die Fußböden der benachbarten Gebäude. Die Bebauung dieses Stadtteiles war offensichtlich nach Süden und Westen terrassenartig abgestuft.

Vom Straßennetz wurde die von Südwesten nach Nordosten verlaufende Straße auf einer Länge von fast 40 m ausgegraben: Sie verbreitert sich nach Norden hin kontinuierlich von 3,5 m auf 5,5 m. Ob sie in einen größeren Platz mündet, ist noch unklar. Im Süden ist sie durch den Einstiegsschacht eines parthischen Grabbaus zerstört.